Page 2 - Berchtoldsgaden-Musick
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ZUR IDENTIFIZIERUNG EDMUND ANGERERS ALS KOMPONISTEN
DER KINDERSINFONIE
Die eingehende Beweisführung für die Autorschaft Angerers, unter Berücksichtigung verschiedener
quellenkritischer und analytischer Überlegungen, ist im Mozart-Jahrbuch 1996 nachzulesen. Im
folgenden werden lediglich einige wesentliche Grundzüge des erfolgten Komponistennachweises
dargestellt, um demjenigen, dem das Mozart-Jahrbuch 1996 nicht unmittelbar greifbar ist, bereits eine
annähernde Vorstellung des Sachverhalts zu vermitteln.
Z ur B i og r a phi e
E dm und A ng e r e r s
Bislang war Edmund Angerer bestenfalls dem Kenner tirolischer Musikgeschichte ein Begriff. Bis heute
liegen weder eine vollständige Biographie noch ein umfassendes Werkverzeichnis Angerers vor. Der
Mangel an Kenntnis seiner - einst in Tirol maßgeblichen - Persönlichkeit mag mit ein Grund gewesen
sein, warum eine mögliche Zuweisung der Autorschaft an ihn nicht konsequent betrieben wurde.
Johann Nepomuk Angerer kam am 24. Mai 1740 als Sohn des Schullehrers, Organisten, Chorregenten
und Komponisten Stefan Angerer in St. Johann im Tiroler Unterland in einer musikalischen Familie zur
Welt. Daß schon der Vater (* 1711 in Neubeuern, † nach 1777) ein angesehener Musiker gewesen sein
muß, davon zeugt ein anonymes Ölgemälde des 18. Jahrhunderts, auf dem dieser, in edlem Gewand, vor
einem Tafelklavier samt aufgeschlagenen Notenblättern mit der Aufschrift del Sig. Bach, poträtiert
ist. Einen gewöhnlichen Kirchenmusiker hätte man kaum eines Bildnisses für wert befunden, und der
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vermutlich angesprochene Johann Sebastian Bach befand sich im süddeutsch-österreichischen Raum zu
damaliger Zeit eher nicht im musikalischen Bewußtsein der Allgemeinheit. Stefan Angerer hatte in
jungen Jahren in der renommierten Benediktinerabtei Fiecht eine musikalische Ausbildung erhalten. In
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eben dieses Kloster trat sein Sohn Johann Nepomuk 1758, nachdem er bereits erste musikalische
Erfahrungen außer Haus als Kapellknabe im königlichen Damenstift zu Hall gesammelt hatte, ein, nahm
den Ordensnamen Edmund an und feierte 1764 Primiz. Auf Geheiß seines Abtes nahm er 1759 bei
Vigilius Blasius Faitelli (1710-1768) aus Bozen, einem vielgeschätzten Mitglied der vortrefflichen
Kapelle des Haller Damenstifts, Kompositionsunterricht.
Edmund Angerer wirkte im Stift Fiecht als Chorregent und an der zugehörigen Konviktschule als
Musiklehrer, anerkannt insbesondere für das Orgelspiel. 54 Jahre alt, verschied er am 7. August 1794
in seinem Heimatkloster.
Das Stift Stams war mit seinem florierenden Musikleben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein
Anziehungspunkt für Künstler aus nah und fern. Mit dem Zisterzienserkloster und den dort führenden
Musikern stand auch Edmund Angerer in persönlichem Kontakt, kam zu Besuch und dirigierte hier 1782
nachweislich selbst eine von ihm komponierte Zwischenaktsmusik zu einem geistlichen Schauspiel des
Stamser Zisterzienserpaters Thomas Voglsanger.