Page 9 - Kindersinfonie
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zum Kauf angeboten wird, für den Wachtelruf auf den erforderlichen Ton gebracht
               und ein Trompetchen zugerichtet. Aus dem aktuellen Angebot der Berchtesgadener
               Handwerkskunst im berühmten Salinenort stammten auch die Rätschchen.
               Das im Titel der Berchtoldsgaden Musick für die Besetzung geforderte Örgelchen
               gab  Anlaß zu Spekulationen um dessen Instrumententypus. Der Ansicht, daß es
               sich um eine Wasserpfeife handle, steht die Notationsweise in der Stamser Kopie
               entgegen: Das Rätschchen, ohne definierte Tonlage, ist in den beiden
               vorkommenden Tonarten, C-Dur wie F-Dur, immer im Violinschlüssel mit dem
               Ton h', in Viertel-, halben und ganzen Noten dargestellt, das Örgelchen im
               Baßschlüssel, nur mit dem Ton  1G , in ganzen, halben und Viertelnoten. Über Takt
               10 und 11 des ersten Satzes, dem ersten Einsatz des Örgelchens, steht eine
               Wellenlinie. Demnach könnte es sich beim Örgelchen um ein Lärmgerät mit
               dunklerer Klangfärbung als beim Rätschchen handeln. Möglicherweise ist mit
               Örgelchen ein im 18. Jahrhundert in Tirol gebrauchtes Idiophon bezeichnet, das
               später außer Gebrauch kam oder umbenannt wurde.  Als Klangeffekt ist wohl eine
                                                                       [17]
               undifferenzierte, bordunartige Geräuschkulisse intendiert, deren Inszenierung bis
               zur Klärung des Begriffs Örgelchen der Phantasie der Ausführenden überlassen
               bleiben muß. In einer Musica Nocturna ... Pluribuscunque Berchtoldsgadensibus
               Instrumentis des Halleiner Chorregenten Josef Pründl (1750-1808), erhalten in
               einer Handschrift mit der Datierung 1793 ist außer den hier ausdrücklich
               geforderten Organelli das Colla-parte-Spiel eines Wasservogels mit Ratsche oder
               Pfeife belegt.  Somit könnte auch in der Berchtoldsgaden Musick aus
                             [18]
               Überlegungen um die usuelle Aufführungspraxis heraus die Wasserpfeife zum
               Einsatz kommen. Erfolgt die Aufführung der Kindersinfonie primär zu
               spielerischer Freude, etwa mit Kindern, könnte sie mit komplikationslosen
               Instrumenten, etwa einer Blockflöte für den Kuckuck, geschehen. Entsprechend der
               Stamser Notation und dem Berchtesgadener Bericht von 1791, daß bei der
               Berchtesgadener Musik a l l e s    auf N o t e n  und Takt erklinge (vgl. o.), sind
               exakte Tonhöhen bei Kuckuck, Pfeifchen und Wachtelruf erforderlich. Dieser
               Anforderung entsprechen die im einschlägigen Fachhandel erhältlichen
               Kinderinstrumente eher zufällig, so daß eigeninitiative Bastelkunst weiterhelfen
               muß. Eine Kuckuckmaschine, nachzubauen aus zwei hölzernen Orgelpfeifen mit
               kleinem Blasbalg (vgl. z. B. ein Original im Berchtesgadener Heimatmuseum),
               wird heute in der Anwendung aufgrund ihres relativ schwachen Tons
               möglicherweise problematisch und allenfalls bei - früher üblicher - einfacher
               Streicherbesetzung in einem kleinen Raum möglich sein.

                                            LITERATURVERZEICHNIS
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