Page 8 - Kindersinfonie
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dem spezifischen Gefallen anderer Ausführender. Hätte nicht die persönliche
Bekanntschaft angerers mit Paluselli bestanden, wäre das Stück in Stams
wahrscheinlich ebenso anonym geblieben. So aber hat es Paluselli samt dem
vollständigen Namen des Autors abgeschrieben und in seinem Stamser
Musikalienkatalog ebenso mit der eindeutigen Angabe des Komponisten
eingetragen.
Angerers charmantes Gelegenheitswerk muß gleich nach seiner Entstehung rasch
an Popularität gewonnen haben und zu einer Art Schlager geworden sein. Die
Poluraisierung dürfte im nachhinein das Interesse an der Kenntnis des Autors nach
sich gezogen haben. bestenfalls werden die Wanderhändler vielleicht noch anfangs
kurzfristig gweußt haben, daß das originelle Stück von einem Tiroler Benediktiner
stammt.
Den quellenkritischen Untersuchungen am originalen Handschriftenfragment der
Kindersinfonie mit der Autorenangabe
L. Mozart zufolge läßt sich schließen, daß Leopold Mozart die bereits populäre
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Berchtoldsgaden Musick Angerers, wahrscheinlich ohne daß er deren Komponist
kannte, einem Brauch seiner Zeit entsprechend weitläufig bearbeitet haben dürfte,
indem er Besetzung und Satzfolge nach Salzburger Serenadentradition erweiterte
und Transpositionen vornahm. Dadurch erklärt sich der spätere Titel Casatio und
ebenso sein Name als Komponist auf dieser Quelle. Wäre der ursprüngliche Autor
der Kindersinfonie der ebenfalls in Salzburg und bei Hof wirkende Kollege
Leopold Mozarts, Michael Haydn, gewesen, wäre eine derartige stillschweigende
Vereinnahmung des Autors durch Leopold Mozart schwer denkbar, noch weniger
gegenüber einer Komposition des berühmten Josef Haydn.
Die zwingende Kombination der - hier in Auswahl - dargelegten Fakten bedingt die
Identifizierung Angerers als den Komponisten der Berchtoldsgaden Musick und
damit der Kindersinfonie.
ZUR BESETZUNG DER KINDERINSTRUMENTE
Für die ersten Aufführungen von Angerers Berchtoldsgaden Musick im Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum im Spätsommer 1996 (vgl. u. Diskographie) wurde
für den Kuckuck das originale Exemplar eines Grödener Kuckucks aus dem
19. Jahrhundert im Salzburger Museum Carolino Augusteum eigens nachgebaut.
Der Instrumentenbauer Rudolf Tutz in Innsbruck hat nicht nur diese Kopie des
Grödener Kuckucks angefertigt, sondern auch, ebenso nach einem originalen,
böhmischen Vorbild im Carolino Augusteum das Windradl, das simultan mit den
neuen, eingestimmten Berchtesgadener Pfeifchen (Pfeifenrößl) ertönt, ferner einen
Berchtesgadener Pfeifenvogel, der ebenfalls dort im Heimatmuseum heute noch